DJB-Workshop 05/00  
 Bericht

Judo – der Gesundheit zuliebe?

Lehrgangsbericht von Hermann Schladt

Judo als Gesundheitssport ist das Schwerpunktthema im Breitensport des DJB im laufenden Jahr. Unter dem Titel “Judo – Gesundheit, Fitneß, Wohlbefinden” fand vom 26. – 28. Mai der zentrale bundesoffene Workshop zum Schwerpunktthema in Bad Wildungen statt.

Immerhin 32 Judoka aus ganz Deutschland folgten dem Aufruf von Vizepräsident Ralf Pöhler (siehe JM 3/2000) und nahmen am Workshop teil.

Sie brauchten ihr Erscheinen nicht zu bereuen. Das Kur- und Rehabilitationszentrum “Parkhöhe” in Bad Wildungen bot mit seinen Einrichtungen einen Vorzüglichen Rahmen für die Veranstaltung. Unterstützt wurde die Veranstaltung auch vom in Bad Wildungen ansässigen Mattenhersteller Bänfer GmbH, wofür wir an dieser Stelle nochmals herzlich danken.

Einen guten Eindruck von der Vielfältigkeit des Themas brachte schon der Freitag Abend. In sehr engagierter und überzeugter Weise gab Dr. Heidje Duhme in die Heilmethode von Dr. Moshe Feldenkrais. Für Judoka interessanter noch als seine unorthodoxe und nicht unumstrittene Bewegungstherapie war dabei die Tatsache, dass Feldenkrais zu den europäischen Judopionieren und den Begründern des Judo in Frankreich gehört und viele seiner Judoerfahrungen in die Entwicklung seiner Heilmethode einfließen ließ.

Welche Rolle spielt der Sport in der Gesundheitsdiskussion? Darüber referierte am Samstag Gudrun Schwind-Gick vom DSB Geschäftsbereich Breitensport. Dabei gab sie einen Überblick über gesundheitspolitische Entwicklungen und gesundheitspolitische Antworten. Wie weiter unten noch zu lesen sein wird, setzte sie mit ihren Ausführungen eine Diskussion und daraus resultierend eine Entwicklung in Gang, die in den nächsten Jahren den Aspekt Judo als Gesundheitssport prägen könnte.

Im Anschluss schlug Ralf Pöhler die Brücke zwischen den Vorstellungen des DSB zum Thema Gesundheitssport und den Möglichkeiten, die er hier für die Sportart Judo sieht.

Danach dann das totale Kontrastprogramm: Dr Adalbert Missalla Ex-Internationaler des Deutschen Judo-Bundes und jetzt weithin bekannter Sportorthopäde zeigte auf, was man tun kann, wenn schon Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen, was heute möglich ist, die Gesundheit wieder her zu stellen und freudvolles Judo für die Betroffenen wieder zu ermöglichen.

Ein großes Manko aber zeigte sich bei seinem Vortrag: Es existiert kaum statistisches Material, welche Verletzungen judospezifisch sind und wie hoch das Verletzungsrisiko im Judo gegenüber anderen Sportarten ist. Erst recht ist keine Aussage darüber möglich, wie sich das Verletzungsrisiko im Judo zwischen Leistungs- und Breitensport unterscheidet.

Eine bunte Palette von Themen in Theorie und Praxis gab es danach in den Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppen teilen sich dabei in zwei Generalthemen auf. Zum einen “Gesundheitliche Aspekte des Judo mit Kindern und Jugendlichen” und “Gesundheitliche Aspekte des Judo mit Erwachsenen” zum andern.

“Judo – Pädagogische Chance aber gesundheitliches Risiko? – Methodik und Didaktik im gesundheitsorientierten Kinderunterricht” stellte Ralf Lippman als Praxiseinheit auf der Matte dar. Ein wichtiger Schwerpunkt war dabei die entwicklungsgerechte Umsetzung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung des DJB.

Martin Von den Benken stellte seinen Vortrag unter das Thema “Durch Judo seinen Körper kennenlernen” Wenn man beobachtete, mit wieviel Spaß Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Matte dabei waren, kann man schließen, daß diese Einheit nicht nur für Kinder geeignet ist.

Über ein wichtiges Thema referierte der Hamburger Kinderarzt und Bundseskampfrichter Dr Rainer Ganschow. “Risiken des Wettkämpfens im Kindes- und Jugendalter”, diese Diskussion, vor längerer Zeit schon durch einen Artikel von Rainer Ganschow in Gang gekommen, bewegt seither die Judoka in unserem Lande. Vieles konnte hier durch seinen Vortrag und in der anschließenden Diskussion geklärt und vertieft werden.

Ein ganz wichtiges Thema für erwachsene Judoka – vielfach aber auch schon für Kinder und Jugendliche – sind Rückenprobleme. Hilfe zur Abhilfe, machbar auch im Judoverein, zeigte der im Judo bekannte Physiotherapeut Uli Kreutz auf. “Gymnastik und Rückenschule mit dem Theraband” war sein Thema. Manche/r Teilnehmer/in seiner Einheit war im Anschluß nicht nur um einige Erkenntnisse reicher sondern auch einige Rückenschmerzen los geworden.

Welch vielfältige Möglichkeiten man in das Judotraining integrieren kann zeigte auch Ralf Lipmann auf mit seiner Behauptung “Der große Ball – mehr als ein Sitzgerät”. Dabei vermittelte er Übungs- und Trainingsformen mit dem Pezziball im Judounterricht.

Zu einer für die Zukunft wichtigen Diskussion entwickelte sich die Arbeitsgruppen-Einheit “Der Judoverein als Anbieter gesundheitsorientierter Sportangebote”, Gudrun Schwind-Gick und Ralf Pöhler moderierten diese Diskussionsrunde. Nach vielfältiger Diskussion kam man zu der Auffassung, dass sich auch der DJB um Programme für das DSB-Qualitätssiegel “Sport pro Gesundheit” bemühen soll.

So hat Vizepräsident Ralf Pöhler auch zwischenzeitlich den Antrag an das Präsidium gestellt, folgende zwei Programme zu entwickeln und zur Genehmigung vorzulegen:

  • “Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung für Kinder durch Judo”
  • “Koordination, Körperkontakt, Körpererfahrung – 3K-Programm für Erwachsene”

Hierzu soll eine Expertekommission gebildet werden.

Erforderlich ist damit auch die Schaffung einer neuen Übungsleiterausbildung mit dem Titel “Gesundheitstrainer Judo” in der zweiten Lizenzstufe (aufbauen auf die Trainer C / Übungsleiter C (alt: F) – Lizenz. Auch dies wurde beim Präsidium des DJB beantragt. Bei planmäßigem voranschreiten der Projekte könnten erste Ausbildungsgänge ab der zweiten Jahreshälfte 2001 stattfinden.

Über die Entscheidung des Präsidiums wird, wie auch über weitere Ergebnisse des Workshops, in den nächsten Ausgaben des Judo-Magazins berichtet werden. Wie bei den bundesoffenen Workshops üblich wird in den nächsten Monaten auch eine Broschüre zum Thema erscheinen.